Alter Schwede..!
(20.7.-31.7.) Reisen… Ja, das Reisen kann einem schon so manchmal den Kopf verdrehen.. Ist man gerade noch einige Tage zusammen, auf den schönsten Straßen Norwegens unterwegs gewesen, so kommt auf einmal urplötzlich der Moment, an dem sich die Wege zweier Geister wieder trennen. Die Schönheit der Umgebung hat sich kaum geändert und strahlt weiter in seinem Glanz, aber wenn man wieder beginnt alleine zu reisen, hat man dann doch wieder ein ganz anderes Auge, für ebend diese Brilianz seiner Umwelt und aber vor allem seiner eigenen Innenwelt. Es entsteht ein witziger Wandel seiner eigenen Aufmerksamkeit, wenn man versucht sich selbst aus einer distanzierten Perspektive zu betrachten, um den Fokus festzustellen, der gerade von seinem eigenen Geist (oder ‚Mind‘) angesteuert wird. So schön die gemeinsame Zeit mit Nico auch war, so mehr freue ich mich auch wieder darauf, genau diese Dynamik meines Geistes beobachten zu können, während ich mich durch die gefühlt, nie endende Landschafft Skandinaviens bewege.
Apropos nie endend..! Als Nico und ich den Polarkreis per Schiff überschritten haben, gab es für uns nicht mehr viele gemeinsame Kilometer. Ab der Kreuzung, an der wir nun Rücken zu Rücken begannen, wieder unsere eigenen Wege zu gehen, steuerte ich Mo i Rana an, um von da aus, den über 600 Meter hohen Pass zu überwinden, der mich an die schwedische Grenze und nunmal zum Ende von Norwegen führen sollte. Es war ein harter Aufstieg, spät in der hellen, aber immer dunkeler werdenden Nacht. Denn ich konnte meine Nahrungsmittelreserven in der großen Stadt Mo i Rana nicht mehr rechtzeitig auffüllen und hatte bis zum Abendessen, welches mit dem Frühstück für den nächsten Tag, die einzigen verbliebenden Rationen waren, nur ein paar Traubenzuckerbonbons und einen Schokoriegel.
Und dass jetzt, an diesem Kräfte zehrenden Berg!!
Da geschah es auch plötzlich, kurz vor dem Umskard Tunnel in der Hochebene zu Schwedens Grenze, der die Wasserscheide und das zu erreichende Tagesziel verspricht, dass ‚der Mann mit dem Hammer‘ mich einholte und mir einen ordentlichen Hieb verpasste. Schwindel, Kribbeln am ganzen Körper, Fokusverlust der Augen, Kräfteschwund in Beinen & Armen und eine Erhöhung des Herzschlags und der Atemfrequenz waren die Begleiterscheinungen dieser temporären Unterernährung. Ich haute mir meine letzten Reserven an Traubenzucker hinein, goss sie mit einem ordentlichen Schluck Wasser herunter und freute mich über die sofortige Besserung meines Zustandes, um die Hochebene nun doch noch zu erreichen.
Doch was war da passiert!! Was hat mich so aus meiner ‚Komfortzone‘, in knapp 600 Meter über 0, in so einer Wucht herauskicken können?! Was auch immer die Antwort nun sei, wichtig ist, dass dieser Moment ein unglaublichen Bund, ziwschen Körper und Geist schaffen konnte den ich vorher in dieser Art und auf diese Weise, noch nicht erleben durfte und der mich ehrfurchtig und mit Dankbarkeit dem Leben gegenüber, hat weiterreisen lassen. Mit genau der gleichen Gewalt, wie ich Norwegen in seiner Anmut und schroffen Schönheit begegnet bin, wurde ich also von diesem Land verabschiedet. Welch ein Geschenk!! 🙂
Das ersehnte Ziel war schon nicht mehr weit und die Grenze zu Schweden lag nur noch einige Kilometer vor mir, als ich meine Reise von einem wunderschönen See aus, am nächsten Tag fortsetzte.
Es war ein herrlicher Tag!!
Voll mit Sonnenschein in einer friedvollen Atmosphere und einer Stille..! , man kann es sich nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Die Hochebene in der ich mich zu derzeit befand, war reich bedeckt mit riesigen Seen und die schier unendliche Weite des Fjells, zeichnete ein friedvolles Gefühl in mir ab, welches das geschlossene Band vom kämpferischen Vortag, in einer friedvollen Weise unterstrichen hat. Es waren magische Momente die ich mit Schweden in Verbindung bringe und genauso magisch begnete mir nicht nur das Land und ich mir selber, sondern ebenso sind es auch die Menschen hier vor Ort, die diesem ganzen Erlebniss beisteuern.
So durfte ich jeden Tag, ganz besondere Begegnungen machen! Von einem alten friedvollen Veteranen Namens Klaas, der mich zur Fika einlud, über Familien die mich zum Frühstück mit Erdbeeren beschenkten oder Anita & Tord mit denen ich zum Abendessen gekocht habe, bevor ich weiter gereist bin. Kjell und seine Tochter Jennifer haben mich sogar in Loras, auf eine Nacht in ihrem trauten Heim eingeladen, damit ich nach 50 Tagen im Zelt, endlich mal wieder ein Dach über dem Kopf hatte 😀 Eine prägende Begegnung folgte der nächsten und so war es mir ein leichtes, durch dieses wundervolle Land zu reisen. Ich bin sogar auch noch durch die Rauchsäule eines Waldbrandes gefahren und habe ihn kurz darauf von der anderen Seite des Sees, sehen und melden können, was dieses Gebiet vor großem Unheil bewart hat und mich aber in meiner Intensität des Erlebens bestärkte. Gut das nichts weiter passiert ist, sonst hätte das vielleicht auch anders ausgehen können, wenn Leo und ich in ein Flammenmeer eingetaucht wären.
Der Weg von Mo i Rana über Storuman, südwärts Richtung Östersund und Sveg, war also voller spektaktulärer Erlebnisse und wunderbaren Begegnungen. Mein Ziel, welches ich vor Augen hatte, bestand mittlerweile darin, das kleine Örtchen Nornäs zum Monatsende zu erreichen, um in dem Adventurecamp Schwedenaktiv meine Sommerpause zu machen. Soweit bestand jedenfalls für mich der Plan, bevor ich in das wundervolle Dorf Herrö eingefahren bin, um dort an dem Rand eines Sees mein Zelt aufzubauen. Wie ich mich für diesen kuschligen Platz zum Nächtigen entschieden habe, war mindestens genauso mysteriös und wunderbar zugleich, wenn ich darauf zurückblicke was mich dort erwartete. Anica & Lars, Bella & Sebastian und Noel & Jalmo waren dort und feierten ihren ganz persönlichen Sommer, als einheimische Herrös, hier in Schweden. 🙂 Es war ein grandioser Abend und ich wurde mit einer Gastfreundschafft empfangen, wie ich sie bis Dato noch nicht erlebt habe. Sie luden mich dazu ein, nicht nur diese Nacht bei Ihnen zu verbringen, sondern fanden es als selbstverständlich, dass ich gerne noch einige Tage bei Ihnen bleiben könne!! Ich spielte und schwamm mit den Kindern Bella & Sebastian, im vor der Haustür gelegenen See, lernte die alte Kultur Schwedens, durch das auf dem heimischen Grund befindenden Minimuseums kennen und aß mit voller Leidenschafft die schwedischen Gerichte, die meißt mit dem selbstgeschossen Elchsfleisch aus der Truhe serviert wurde. 🙂
Ein Traum vom schwedischen Lebensgefühl machte sich in den paar Tagen breit, als ich bei Anica & Lars zu Gast war und unsere Pläne für einen weiteren Besuch meinerseits oder sogar Ihrerseits sind natürlich auch in Sprache gewesen. 🙂
Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen und werde immer dieses ‚Hoch‘, der in Schweden erlebten Gefühle, mit Eurer Herzlichkeit verbinden!! 🙂
Danke für die schöne Zeit! 😉
Begegnungen macht man viele, aber Freundschafften schließt man umso seltener! 🙂
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