Auf dem Weg in die andere Richtung
(26.6.-30.6.) Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man sich über 2000 Kilometer lang, fast ausschließlich Richtung Norden bewegt hat und auf einmal ganz abrupt der Pfeil auf dem Radcomputer anfängt, sich in eine andere Richtung einzupendeln. Ein fast schon schwindeliges Gefühl macht sich breit, nun all die Abbiegungen und Kurven einmal auf dem Kopf herum zu lesen. Genau so komisch ist es aber auch, dieses Phänomen tatsächlich auf dem Rad zu erleben. Wo in Polen in der Stadt Suwalken, noch eine Kreuzung meinen Weg von Osten aus, Richtung Norden besiegelte und die Motivation Nordwärts zu fahren, mein stetiger Antrieb war, so habe ich hier am Nordkapp leider nur die Wahl gehabt, schlussendlich umzukehren. Es war wohl die beeindruckenste Kertwende meines Lebens, aufgrund der Erlebnisse die ich dadurch machen durfte, wie ich in dem letzten Beitrag auch detailliert beschrieben habe. Aber trotz alledem, Bedarf dieser unausweichliche Schritt Umzudrehen, eine kleine Umstrukturierung meiner Motivation und der Zielsetzung meines Handelns. Aaaber so viel nun zur Theorie.. und außerdem dauert es eh, meistens immer ein kleines Weilchen, nachdem man zu sich selbst eine Fragestellung dieser Art losgetreten hat, bis die Antwort darauf, einem in den Schoß der Erkenntnis zu geflogen kommt.
Und was kann man da nicht besseres machen, als dass, was man am besten kann und am liebsten tut, bis es nun soweit ist?! Geeeenaaau..! Nichts anderes.. 😀 Also heißt es nun fleißig weiter fahren und ab gehts in die Welt zu entdecken, was sie hier oben im hohen Norden so zu bieten hat.
In Repvag ging meine Reise dann auch wieder zügig weiter, um von da aus Olderfjord zu erreichen, wo ich einige Tage Pause machte, damit das Erlebte nun seinen rechtmäßigen Platz finden konnte und ich mich komplett auskurrieren wollte. Denn das turbulente Fjell zwischen Olderfjord und Alta stand mir bevor und diesmal wusste ich was auf mich zu kommen würde. Nach 2 Tagen voller Ruhe, netten Begegnungen und Unterhaltungen, die ich auf dem Campingplatz vor Ort hatte, ging es dann auch weiter, um den besagten Kampf über das Fjell entgegen zu treten. Es war eine riesen Tortur und wieder ein ordentlicher Kampf, der nicht nur durch den kräftigen Gegenwind seinen Ausdruck fand, sondern auch durch fast 1000 Höhenmeter auf dem Weg nach Alta, unterstrichen wurde. Aber was solls 😀 Ich wars ja durch den Kampf der letzten Tage gewohnt, mich in so einem Metier zu bewegen und in Alta versprach ich mir eine deutliche Besserung, dieser mehr als wilden Umstände. Und irgendwie fängt man auch an, nach einer gewissen Weile diese Art des Radkriechens zu mögen. Ist man doch desweilen eingepackt wie ein Eskimo, mit alledem was man hat und weiß aber trotzdem nicht, ob man gerade frieren oder schwitzen soll, wenn man vor lauter Kampfeslust, bei heftigstem Wind und Regen, um 3 Uhr in der hellsten Nacht, lautstark in seinen Bart knurrt.
Kurz vor Alta wusste ich schon genau, wo ich mein Zelt aufbauen werde und der seichte Kiefernhain direkt an der Küste, versprach nicht nur Windstille, sondern auch eine Moskitofreie Zone, wie ich am nächsten Morgen/Abend feststellte, als ich bestimmt 1 Stunde angelehnt an einem Baum saß und die Ruhe und den Frieden, dieses Ortes genoss. Einen Sonnenuntergang zum Aufstehen.. Wann hat man mal sowas 😀 Einfach traumhaft, einmal wirklich wieder ‚Nichts‘ zu hören und sich nicht bewegen zu müssen! 😀
Aber nach der Ruhe folgt, wie immer die Bewegung und daraufhin führte mich mein Weg, weiter über die E10, langsam aber sicher in Richtung der Lofoten.
Ich fing an es zu genießen die Fjordlandschafften, ein und aus zu fahren und vor allem immer wieder im kleinen, wie im großen Stil rauf und runter. 😀 Denn diese Wege strahlen nämlich nicht nur eine gewaltige Schönheit aus, sondern auch eine Macht, die bezwungen werden will. Und so tat ich es auch und erfreute mich daran, auch immer großflächiger die Blumen und Wiesen blühen zu sehen, den Geruch der Wälder und des Harzes wahrzunehmen, welche mir so lang verweigert worden sind und sogar die Berge und Fjordlandschafften wachsen zu sehen. ‚Irgendwie ist alles im hohen Norden kleiner und entfaltet erst seine gänzliche Schönheit, umso südlicher man kommt,‘ so dachte ich, und fing an zu genießen, immer weiter den Weg Richtung Süden zu bestreiten.
Die Motivation mit der ich nun Reise ist eine andere, ganz klar! Aber zu schauen, wie sie sich gerade entfaltet und neu sortiert ist ebenso spannend, wie auf dem Weg weiter Richtung Süden zu sein.. Ins unbekannte Land.. In ein neues Kapitel meiner Reise.. und in eine für mich immer während neue Welt, die ich vorher noch nie zu Gesicht bekommen habe…
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