Wenn sich Kapitel öffnen & schließen
Was habe ich bisher alles während meiner Reise gelernt?!
Welche mich bewegenden Dinge und vor allem Werte, sind mir wichtig geworden?!
Wohin wird mich mein Sinn für die Erfahrung leiten und welcher Weg ist es, auf dem ich schreiten darf, der für mich augesucht wurde?!
(27.8.-1.9.) Fragen über Fragen, die einem auf der immer währenden Reise auf dem Rad ganz plötzlich und ohne Vorahnung in den Kopf schnellen und darauf aus sind gesehen zu werden, ohne auf eine wirkliche Antwort zu warten. Irgendwie witzig, wenn man bedenkt, dass sich durch ein Auftauchen solch eines Wegweisers, eine ganz besondere Aufmerksamkeit in einem breit macht. Aufmerksamkeit deswegen, weil nicht jede dieser Fragen auf Anhieb beantwortet werden kann und sich so ein spezielles Bewusstsein im Laufe der Zeit erst entwickelt, während die permanente Neugier, der Antrieb zur Beantwortung ist, um sich selbst ein klein Stückchen weiter zu heben.
Ist also eigentlich gar nicht so schlecht, in unserer heutigen schnelllebiegen Zeit auch mal nicht wissend zu sein, um sich selbst den Platz für den spielerischen Entdeckertrieb im Geiste, wie auch auf der Straße zu schaffen.
‚Ich weiß, das ich nichts weiß!‘ Mit diesem Satz im Hinterkopf, will ich auch manchmal gar nicht nur eine dieser Fragestellungen beantworten und manchmal doch irgendwie auch umso mehr. Denn schlag ich dem Drachen seinen Kopf ab (beantworte eine Fragestellung), so wachsen ihm gleich mindestens 3 neue und das Mysterium ‚Leben‘ wächst und wird unhaufhaltlich größer und komplexer!
Doch eines weiß ich!! Dass, nachdem ich dem skandinavischen Fjell und dem Nordland schon ‚Auf Wiedersehen‘ gesagt habe, unheimlich reich mit dem Birkebeinerrittet und dieser weiteren Erfahrung beschenkt wurde! Doch dieses mal war der Abschied nun wirklich endgültig, als ich in Rena wieder den Weg Richtung Süden angegangen bin und dem atemberaubenden, liebgewonnen Norden den Rücken zu drehte. Es machte sich eine bedrückte Stimmung in mir breit, die aber von der Neugier, des großem, neuen und vor mir liegendem Kapitel positiv gehalten wurde. Losgefahren und auf der Straße zurück angekommen, war ich auch rasch wieder auf das ‚Vor mir liegende‘ fokussiert und genoss jeden Meter, in den sich nun weit auftürmenden landwirtschaffich geprägten Weiten des Süd-Osten Norwegens. Ich dachte dieses heimisch aufkommende Gefühl bleibt weiterhin bestehen, aber je näher ich Oslo kam, umso größer wurden die Straßen und so heftiger der Verkehr. Es ist schon etwas anstrengend, aus der Ruhe der nördlichen Welt gerissen zu werden und sich von einem Idyll ins nächste zu bewegen, um von da aus wieder durch die Hektik der moderne wachgerüttelt zu werden. Zu meinem Glück lag auf dem Weg nach Oslo ein buddhistisches Kloster, indem ich für 2 Nächte bleiben durfte, um mich auf meine Ankunft in Oslo vorzubereiten und meinen Körper & Geist zu schonen.
Auch wenn ich Großstädte wie Oslo nicht gern befahre, war es dieses mal ein ganz anderes Erlebniss, eine Stadt dieser Größenordnung kennen zu lernen. Alleine bei der Fahrt ins Zentrum und dem Blick aus der Ferne in den eng besiedelten Fjord hinein, machte sich eine große Aufregung breit. Die Caritas Norge in Oslo besuchte ich natürlich auch auf meinem Weg und freute mich über den herzlichen Empfang, das gute gemeinsame Mittagessen und über das anstehende Fika in einer weitaus größeren Runde, um ‚Chamäleon durch Europa‘ und meine gewonnenen Eindrücke, bei Kaffee und Plätzchen zu teilen. Es war ein herzliches Treffen und nachdem ich Oslo erkundet hatte und auf den jewiligen Nächten des Campingplatz am Ekkeberg, auch sehr schöne Begegnungen machen durfte, hieß es für mich wieder aufzubrechen, auf den unaufhaltsamen Weg in den Süden.
Denn die Fährverbindungen nach Großbritannien hatte ich ebenfalls ausgekundschafftet, während ich mich in einem witzigen, aber trotzdem verbotenen Unterfangen, in dem Containerharfen von Oslo nach Auskunft suchte. Passagierschiffe gibt es keine mehr von Skandinavien nach Großbritannien!! Und so entschloss ich mich mit bestem Gewissen Dänemark anzusteuern, um dann bald in Esbjerg mein Glück mit den Frachtschiffen zu versuchen. Denn diese Verbindungen bestehen und wo LKW’s transportiert werden, werden auch Menschen mitgenommen und vielleicht ja auch als bald mit Ihnen, ein Chamäleon und ein Radreisender auf der Entdeckungstour Ihres Lebens. 🙂
‚Ich weiß, dass ich nichts weiß!‘
Aber vor allem weiß ich, dass es immer wieder und jeden Tag eine Menge Überraschungen zu Erleben gibt, ob nun im ‚häuslichen Dasein‘ während der Rast, oder auf dem Rad auf Reisen. Wenn der Geist frisch ist und bereit zum Erleben, schafft er sich die Möglichkeit, sich an den kleinen Dingen dieser Welt zu erfreuen und öffnet sich automatisch dafür, die großen Momente mit seinen offenen Armen zu empfangen.
Hoher Norden, du hast mich einiges geleert!
Hoher Norden, du bleibst nun bei mir, wohin mein Rad mich auch fährt!
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