Birkebeinerrittet 2018
Ausruhen…
(23.8.-26.8.) Das war das Stichwort, welches mich für einen ganzen Tag und zwei Nächte an dem wunderbaren Stein pausieren ließ. Klar, die Mukulatur muss für eine Radreise solch einer Größenordnung auch immer in Schuss gehalten werden und so bieten sich nun mal die unglaublichsten Gelegenheiten, wie man einen Paustag verbringen kann. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal mit einem Hauch, was bald in Rena auf mich warten würde und zu was für einer Hochleistung ich mich bald bringen müsste, um doch ein weiteres mal über die frisch verabschiedete Hochebene in Topspeed zu jagen und die traumhaftesten und actionreichsten Abfahrten meines bisherigen Lebens machen zu dürfen. Und das alles ohne Gepäck!! 😀
Aus der Komfortzone könnte man sagen, wenn man das Radreisen als soches in seine Komfortberreich eingestuft hat. 😉
Aber kommen wir wieder zurück zum Anfang und lasst mich erklären wie es überhaupt dazu kam, von solch einem Erlebniss überhaupt sprechen zur dürfen…
Rena. Eine völligst normale Kleinstadt, gelegen an dem Glomma, dem größten und längsten Fluss im Süden Norwegens. Einmal im Jahr wird diese Stadt völligst aus ihrer friedvollen Atmosphäre gerissen und verwandelt sich zu einem Magneten, für alle möglichen Radsportfreaks und Fans. Warum?! Weil dort das traditionsreichste und größte Mountainbikerennen ins ganz Norwegen ausgetragen wird und sich dieses Jahr bis zu 10.000 Radsportbegeisterte dort versammeln, um in dieses Rennen zu starten, welches hoch hinaus über die Bergkette führt, die zwischen Rena und dem Ziel in Lillehammer liegt. 86 Kilometer voller Adrenalin, 86 Kilometer voller Schweiß und purer Anstrengung und 86 Kilometer gepaart mit einem Höhenprofil von 1400 Metern, die es einmal hart zu erklimmen gilt, aber auch ebenso technisch anspruchvoll in seinen Abfahrten zu genießen!! 🙂
Einfach ein Traum für einen Radsportbegeisterten, der die Liebe zum Matsch auf dem Rad für sich gefunden hat und der einmal in seinem Leben, an einem Rennen extravaganter Klasse teilnehmen will!
Das ist das Mountainbike-Rennen welches von dem Veranstalter Birken in Gedenken, an die damals über das Gebiet herschenden Birkebeiner, einmal Jahr veranstaltet wird, um an die Flucht vor dem Feind mit dem Kind des Königs, auf Langlaufskiern zu erinnern. Und das nämlich auf genau der Strecke, die damals als Fluchtweg diente.
Und da die Norweger und ebenso alle Skandinavier, Ausdauersport liebende Völker sind, gibt es neben dem Mountainbikerennen: Das Birkebeinerrittet, auch das ursprünglichste Rennen seiner Art, nämlich das Langlaufrennen über ebend diese Strecke: Das Birkebeinerrennet und weil alle guten Dinge 3 sind, auch eine Laufveranstaltung: Das Birkebeinerlöpet, die sich alle der gleichen Beliebtheit erfreuen, wie es das Mountainbikerennen tut. Also für hartgesottene Ausdauerdreikämpfer die perfekte Rennserie, um sich in allen 3 Disziplinen zu messen, damit man sich mit dem heißerkämpften Triple auszeichnet, welches von Birken geehrt wird. Und nicht zu vergessen, alles mit einem Rucksack auf dem Rücken, der ein Mindestgewicht von 3.5 Kilogramm haben muss, um damit das gerettete Königskind zu symbolisieren.
Aber eigentlich, war ich nur zufällig in Rena gelandet, da ich mich wieder einmal an einer Kreuzung verguckt habe und demnach nach allen Regeln der Kunst falsch abgebogen bin… Zuuuum Glück 😀 Denn im Ort lernte ich Andreas von dem Sportausrüstungsunternehmen Swix kennen und er erzählte mir von dem Event, welches am Wochenende stattfinden sollte. Ich überlegte erst hin und her ob ich über Nacht bleiben sollte und am nächsten Tag nochmal zu Andreas zu gehen, um mit Ihm über das Rennen zu sprechen. Wo sollt ich auch eine Startnummer herkriegen, geschweige denn ein Rad, welches für solch ein Rennen ausgerüstet ist. Mit meinem Reiserenner war ich zwar am Nordkapp mit vollster Zuladung, aber für ein Mountainbikerennen sondergleichen, war es dann nicht wirklich zu gebrauchen. Alles Fragen, die mich aber erst am nächsten Tag beschäfftigen sollten, nachdem ich entschieden habe erstmal bis Freitag zu bleiben, um weiteres zu klären. Am Abend auf dem Campingplatz lernte ich Jörgen und Hanne aus Dänemark kennen, die extra für das Birkebeinerrittet und noch weitere Rennen dieser Art in Schweden angereist sind. Mit seinen rund 70 Jahren ist Jörgen ein erfahrenes Urgestein der Ausdauersportszene und mit dem finishen dieses Rennens würde er sich die zweite Triplekrone für dieses Jahr aufsetzen! Denn in Schweden gibt es eine ähnliche Rennserie an der Jörgen auch teilgenommen hat und so kam es zu stande, dass er letzte Woche noch einen knapp 90 Kilometer Lauf bestritten hat und heute hier, für das Mountainbikerennen der Extraklasse an den Start geht!! Was für eine beindruckende Leistung und das in seinem Alter und das immer mit der tatkräftigen Unterstützung von seiner Frau Hanne! 🙂
Am Freitag, also einen Tag vor dem Rennen, wusste ich noch nicht einmal, ob ich denn jetzt bei dem Birkebeinerrittet mitfahren würde. Ich ging erneut zu Andreas und den Veranstaltern, um Ihnen die Geschichte meiner Reise und von ‚Chamäleon durch Europa‘ zu erzählen. Prompt entschlossen sich alle mir an dieser Stelle zu helfen und einem Wettkampfsportler auf Reisen, die Teilnahme an diesem Rennen zu ermöglichen!!
Die Startnummer gabs direkt von Birken, DelerAs tat eine Sonnenbrille mit dabei und Andreas von Swix übergab mir den Rucksack und kümmerte sich um einige weitere wichtige Utensilien für das Rennen, wie zum Beispiel die Wettkampfernährung, die mir von Maxim Sports Nutrition gesponsert wurde. Und wenn das nicht schon genug wäre, wurde die Frage, ein taugliches Rad für das Rennen zu finden, von Scott-Norge beantwortet und ich bekam ein branndneues Bike obendrauf, um damit an den Start zu gehen!! 🙂
!!!Einfach der Hammer!!!
Ich war also bestens vorbereitet, um mit Jörgen am Samstagmorgen an den Start zu gehen! Jeder, der schon mal an einem Wettkampf teilgenommen hat weiß, was sich für ein Gefühlscocktail im Körper breit macht, wenn man nur noch einige Minuten von dem Startschuss entfernt ist und sich in Richtung Startlinie auf den Weg macht. So war es natürlich auch bei mir, als sich innerhalb eines Tages, die utopische Vorstellung verwirklichte, an einem Rennen während meiner Reise teilzunehmen!
Ich kann Euch eins sagen: Dieses Mountainbikerennen, welches keine 200 Kilometer nördlich von Oslo ausgtragen wird, ist echt eine Reise wert! Die Streckenführung hoch oben über das Fjell ist gigantisch, die Organisation durch Birken und alle Beteiligten höchst professionell und das Feeling durch die bis zu 10.000 begeisterten Startern und die überall auf der Strecke verteilten, anfeuernden Zuschauer und Musiker top motivierend!!!
Und wer kann schon sagen, mit seinem Mountainbike in einem Rennen gestartet zu sein, indem man mit einem Affenzahn den Schanzentisch der alten Skisprungschanze von Lillehammer runtergeknallt ist! 😀
Ich kam mit einer Zeit von 3:32 Std. ins Ziel und habe sogar knapp um 5 Minuten, die Ehrung für besondere Leistung in meiner Altersklasse verfehlt. Damit hätte ich natürlich niemals gerechnet, tatsächlich so ein gutes Ergebniss zu erzielen und so rundete doch noch der Preis, in den vorderen 25% der Startern meiner AK gelandet zu sein, die Teilnahme an dem Birkebeinerittet 2018 ab!
Und jetzt wusste ich auch, wozu mir eigentlich der viel zu früh eingelegte Pausetag am Stein, wirklich gedient hat!
Was für ein perfektes Timing ich doch immer wieder auf meiner Reise erfahre! Was für tolle Erlebnisse das Leben auf diesem Weg für mich bereit hält!
Danke an alle Beteiligten, die diesen Tag in seiner Gänze, für mich erst möglich gemacht haben! 🙂
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