Reisen ist Begegnung & ebenso das Leben
(16.7.-19.7.) Das Rad ist schon ein sehr geeignetes Fortbewegungsmittel, wenn es darum geht die Ländereien und Kulturen ferner Regionen hautnah kennen zu lernen. Klar, das Gepäck bekommt auch ausreichend Platz, um all sein Hab und Gut unterzubringen und demnach findet sich auf einmal, aus einem windschnittigen Reiserenner, ein vollbeladenens Weltentdecker Mutterschiff wieder! 😀 Denn eine lange Reise wie diese, bedarf nun mal Ausrüstung erster Wahl, um sich dadurch die Freiheit zu schaffen, nicht über sein Equipment negativ nachdenken zu müssen. Und wenn das nun mal alles stimmt, können alle Antennen auf die Welt die vor mir liegt, ausgerichtet sein. Dieser Fokus trägt sich durch die ganze Reise hindurch, bewegt sich in einer stetig wandelnden und aufregenden Dynamik und erfreut sich an immer wieder neuen Erlebnissen, die es auf meinem Weg zu machen gilt.
‚Reisen ist Begegnung!!‘, so sagte es damals meine beste Freundin. Und dieser Satz gewinnt einfach immer wieder an Bedeutung, wenn nun mal ‚der Zauber von Begegnung‘ entsteht. Und das manchmal während Schiffsüberfahrten auf hoher See, beim Mittagessen in kuschligen Holzhütten oder auf Campingplätzen, in der Zeit von Rast und Ruh, wenn mit etwaigen Menschen jeglicher Herkunft und Altersklasse, Reiseerlebnisse ausgetauscht werden. Begegnung, kann aber auch ganz anders entstehen und das mitten auf der Straße, kurz vor Mitternacht und dann noch dazu, neben einem riesigem Wasserfall, der dazu einläd von oben herab erkundet zu werden. 😀 Ungefähr so, haben der Stuttgarter Nico und ich uns kennen gelernt und nach diesem Erlebniss beschlossen, unsere Reise für ein paar Tage gemeinsam fortzusetzen. 😉
Es ist schon gewaltig, wenn ich daran zurück denke, dass ich mich in fast jeder Minute, in der ich alleine unterwegs war, glücklich und erfüllt gefühlt habe. Doch wenn einem auf einmal aus heiterem Himmel, die Einladung zu einem gemeinsamen Ritt angeboten wird, ist das natürlich umso schöner, seine direkten Erlebnisse und erlebte Freude, im gleichen Moment teilen zu können. Nico blickt mit einem ähnlichen Auge in die Welt, wie ich es tue und so war natürlich eine Menge Spaß in unseren gemeinsamen Tagen vorprogrammiert. 🙂
So fuhren wir auch gleich zu unserem ersten Nachtlager in Breivik an einen Schießstand. Einfach der perfekte Platz, um die aufkommende Hitze des nächsten Tages, bestens verpacken zu können. Dort bauten wir unsere Zelte auf und konnten durch den Kälte spendenden Schatten ausgiebig schlafen. Witzigerweise hatten wir auch nur einige Meter von uns, einen riesigen Gebirgsbach in der Nachbarrschaft und dieser lud natürlich ein, uns ausgiebig drin zu baden! Was für ein Erlebnis, wenn sich die Kopfhaut durch die Kälte fast vom Schädel löst, während der strömende Fluss auf diesen knallt. 😀 Was für eine Erfrischung, nach all den kalten Tagen auf den Lofoten, in der Sommersonne des Festlands zu brutzeln und sich im Minuten Takt abzukühlen 🙂
Mit diesem perfekten Start in den Tag, ging unsere Reise nun weiter in den Süden und wir steuerten in sommerlichen Temperaturen Halsa an, um von da aus mit dem Schiff unseren Weg fortzusetzen. Aber was nun mal auf dem Helgelandküstenweg auf einen wartet, ist von unbeschreiblicher Schönheit und findet einen Multiplikator, wenn man 1. auf dem Rad unterwegs ist und wenn man 2. einen Kumpanen dabei hat, der mit einem genau diese erlebte Freude und Schönheit der Umgebung teilt. Und so fuhren wir über weite, grünsaftige bunte Wiesen hinfort, schossen an steilen Klippen entlang, mit Blick auf die wunderschönen Fjorde und Berge und genossen den Sonnenuntergang, der das ganze Land in seine orange glänzende Farbpracht hüllt. Trotz dieser atemberaubenden Sonnenuntergänge blieben die Nächte hell und uns wurde die Möglichkeit geschaffen, auch dann immer noch unterwegs zu sein.
Perfekt!! Wenn man bedenkt, dass manche Tunnel für Radfahrer tagsüber gesperrt sind und während der Nacht, bedenkenlos befahrbar bleiben. Also ab dafür und los geht’s rein in den Berg!! 😀 Kurz hinter Glomfjord wartete der 9 Km lange Tunnel, der zu unserem Glück komplett flach war und mit einem Affenzahn von uns befahren wurde… was für ein Run, einmal wieder voll fokussiert auf das Rad und die Bewegung zu sein, ohne von äußerlichen Eindrücken von sich abgelenkt zu werden. Ein bisschen Nervenkitzel gehört natürlich auch noch dazu, was dem Ganzen dann noch eine gewisse Würze verpasst. 🙂
Wir fuhren also immer weiter, so lange unsere Beine uns durch den Tag trugen und so lange der Geist noch fit war, sich mit dem Rad fahren und dem Erleben auf dem Rad beschäftigen zu wollen. Den Svartisen Gletscher mussten wir leider zu unserer linken liegen lassen. Wir hätten uns sicher beide gefreut, mit dem Schiff auf das anderer Ufer überzusetzen, um diesen mächtigen Gletscher aus nächster Nähe zu erkunden. Aber leider blieb uns das, durch das so späte Rad fahren verwehrt. Naja, man kann ja auch nicht alles haben. 😀 Und so bekamen wir zum Beispiel am nächsten Abend, von einem polnischen Ehepaar im Angelurlaub, ein komplettes Abendessen geschenkt, als wir unsere Wasserreserven an Ihrer Hütte auffüllen wollten. Ich könnte fast noch ein Dutzend weiterer aufregender Momente und prägender Erlebnisse beschreiben, die Nico und ich in unserer gemeinsamen Reise machen durften und zu guter letzt, bleibt mir einfach nur zu sagen: Es war eine geile Zeit! (….oder?!… 😀 :D)
Reisen, aber vor allem das Leben: ist Begegnung! Das habe ich wieder gelernt. Ob ganz nah mit Dir selbst, oder aber mit all den wunderbaren Menschen, die es auf diesem Weg kennen zu lernen gilt.
Welch ein Zauber!! Welch ein Leben!! Welch eine Freude dabei zu zuschauen, all dies geschehen zu lassen 🙂 🙂
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